Ein Problem, mit dem die meisten Lebensgemeinschaften nach der Gründungsphase konfrontiert sind, ist eine diversifizierte Mitgliedschaft mit unterschiedlichen Beteiligungs- und Investitionsniveaus. Eine flache Demokratie respektiert keine Beteiligung und Investition, was es für ein Haus schwierig macht, seine älteren Mitglieder zu halten.
Ein weiteres Problem der flachen Demokratie ist, dass sich im Laufe der Zeit Abstimmungsblöcke herausbilden können, die zu einem „grid-lock“ führen.
Die flache Demokratie kann Konsens nur offenlegen. Sie kann ihn nicht herstellen.
Die Wahlbörse ist ein gewichtetes Abstimmungssystem, das einen Konsens herstellt und aufrechterhält.
Kernideen
- Ein:e Wähler:in kann mehrere Stimmen haben. Stimmen werden durch Arbeit für die Gemeinschaft verdient. Mit anderen Worten: Je mehr sich Menschen in ihrer Community engagieren, desto mehr Mitspracherecht haben sie bei deren Verwaltung.
- Ein:e Wähler:in kann mehrere Stimmen für jede Wahlfrage abgeben. Das heißt, wenn eine Person drei Stimmen für eine Frage abgibt, überstimmt sie zwei Personen, die jeweils eine Gegenstimme abgeben.
- Stimmen, die gegen die überwiegende Mehrheit abgegeben werden, gehen verloren. Wenn ein:e Wähler:in zum Beispiel 23 Stimmen gegen eine Wahlfrage abgibt, die Wahlfrage sich aber durchsetzt, verliert der:die Wähler:in 23 Stimmen. Wähler:innen, die mit der Mehrheit abstimmen, verlieren keine Stimmen.
- Die Wähler:innen müssen in jedem Wahlgang alle ihre Stimmen abgeben und dürfen nur über die Verteilung entscheiden. So wird eine aktive Beteiligung sichergestellt.
Auswirkungen
Personen, die konsequent gegen die Mehrheit stimmen, verlieren ihre Macht und ermöglichen so einen kohärenten Entscheidungsprozess. Wenn die Mehrheit zum Beispiel dafür stimmt, einen Ernährungskurs zu veranstalten, kann sie auch dafür stimmen, Stühle dafür zu kaufen, weil die Leute, die gegen den Ernährungskurs gestimmt haben, ihre Stimmkraft verloren haben.
Diejenigen, die fleißig sind und harmonische Beziehungen im Haus haben, werden den größten Einfluss haben. Das ist keine Schwäche des Systems; es ist seine Stärke. Ein Haus ist kein Land; es muss nicht für jede:n ein Zuhause sein. In dem Maße, in dem wir nicht in der Lage sind, kohärente Gruppen zu bilden, werden wir auf jeder politischen Ebene machtlos sein.
Der wichtigste Aspekt des Systems ist, dass die Mitglieder ermutigt werden, das System zu beschummeln, d.h. die Wähler:innen werden motiviert, herauszufinden, was andere Wähler:innen denken, um das Ergebnis der Abstimmung besser vorhersagen zu können und keine Stimmen zu verlieren. Dies fördert die Konsensbildung, bevor die Entscheidung getroffen wird. Die Abstimmung wird zu einer technischen Formalität oder überflüssig.
In der Schwarz10 wurde die Wahlbörse noch nie genutzt. Alle Entscheidungen wurden bis jetzt im Konsens getroffen. Natürlich ist ein Konsens leichter zu erreichen, wenn er im Schatten der Wahlbörse gesucht wird.
