Veranstaltungen fuer die Nachbarschaft

Wie kann man eine Nachbarschaft cooler machen? Was ist überhaupt „cool“? Wir glauben: wenn Nachbar:innen sich gegenseitig unterstützen können. Das geht nur, wenn sich die Nachbarschaft untereinander kennt. Was kannst du tun? Die folgenden Dinge haben in unserer Nachbarschaft funktioniert, und wir zeigen dir, wie du es auch tun kannst!

Kueche fuer alle

In Deutschland früher „Volxküche“ (kurz VoKü) genannt, ist eine Küche für Alle eine Art Sozialküche, die von selbstverwalteten Räumen der linken Szene betrieben wird. Der alte Name leitet sich von „Volksküche“ ab, den historischen Suppenküchen, die die Armen versorgen. „Volks“ wurde vermutlich in „Volx“ geändert, um die negative Konnotation zu vermeiden, die mit der Verwendung des Wortes durch Rechtsextreme verbunden ist. In den späten 2010er Jahren wurde der Begriff weitgehend durch „KüFA“ (Küche für alle) ersetzt, um diese negative Konnotation ganz zu vermeiden und die Queer- und Ausländerfreundlichkeit deutlich zu machen.

Die autonomen Räume, in denen eine KüFA stattfinden kann, sind Kneipen, Jugendclubs, selbstverwaltete Wohnhäuser oder eines der wenigen verbliebenen besetzten Häuser. KüFAs gelten als Überbleibsel einer Hausbesetzerszene, die ansonsten unter dem wachsenden politischen und wirtschaftlichen Druck verkümmert ist.

KüFAs finden normalerweise wöchentlich an einem bestimmten Ort statt. In einer großen Stadt kann es möglich sein, jeden Abend von einer KüFA zu essen, wenn man weiß, wo die nächste stattfinden wird. KüFAs sind in der Regel für die Öffentlichkeit zugänglich. Manche tragen zwar ein Schild mit der Aufschrift „Nur für Mitglieder“, aber das hat nur rechtliche Gründe.

Das Essen ist vegetarisch und oft auch vegan. Vieles wird gespendet oder am oder nach dem Verfallsdatum gekauft. Einiges wird containert. Das Essen wird umsonst serviert, aber eine Spende wird erwartet. In der Mitte der 2020er Jahre waren es in der Regel 3-4 € pro Mahlzeit. Aus rechtlichen Gründen wird die Kasse nicht verwaltet. Das Essen wird von unbezahlten Freiwilligen zubereitet. An vielen Orten wird von den Gästen erwartet, dass sie ihr eigenes Geschirr abwaschen. Das Geschirr ist eine unzusammenhängende Sammlung von gespendeten Gegenständen.

Am besten ist es, wenn sich die Kochgruppen abwechseln, aber einige alternative Projekte machen das regelmäßig selbst, jede Woche. Die Veranstaltung ist normalerweise ein Abendessen, aber wir haben sie auch schon als Samstags- oder Sonntagsbrunch veranstaltet.

KüFAs haben drei bemerkenswerte Eigenschaften:

  1. Sie sind wirtschaftlich tragfähig, obwohl sie technisch gesehen kostenlos sind.
  2. Mit 4 € pro Mahlzeit isst ein Gast aufgrund von Skaleneffekten billiger auswärts als zu Hause.
  3. KüFAs bieten einen wiederkehrenden Anlass für Gleichgesinnte, sich zu treffen und zu vernetzen.

Seit 2011 schreibt das deutsche Gesetz vor, dass KüFAs die gleichen Gesundheits- und Sicherheitsstandards erfüllen müssen wie kommerzielle Restaurants.

Solidaritaet in der Nachbarschaft (und Feuer)

In Deutschland muss eine Kundgebung oder stehende Demonstration angemeldet werden. Wir sind nicht marschiert und haben uns auch keine Straße ausgesucht, die möglicherweise mehr Aufmerksamkeit erregt als unsere direkte Nachbarschaft. Unsere politische Botschaft war diese: Wir sind für Nachbarschaftssolidarität, und die ist nur möglich, wenn man sich kennt. Wir meldeten ein Lagerfeuer an, was dem Meldebeamten nicht besonders gefiel. Wir argumentierten, dass ein Feuer für Stämme symbolisch ist – Feuer war in der Evolution des Homo Sapiens wesentlich, und der Treffpunkt überhaupt. Es zieht die Menschen aus praktischen und sozialen Gründen an – wir argumentierten: Es ist wichtig für die Nachbarschaftsbindung, ein Lagerfeuer anzubieten, eine symbolische Erinnerung daran, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Das Lagerfeuer wurde genehmigt.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Veranstaltung waren Stationen für Kinder. Auch das gefiel dem Anmeldebeamten nicht. Er argumentierte, dass es mit dem Lagerfeuer, dem Konzert und den Kinderstationen eher nach einem kleinen Festival klang. Nein, argumentierten wir: Damit die Eltern an der Demokratie teilhaben können, ist es wichtig, dass sie ihre Kinder zu einer politischen Demonstration mitnehmen können. Außerdem ist es für die demokratische Erziehung ihrer Kinder wichtig, dass sie sehen, wie ihre Eltern sich an der Demokratie beteiligen, und dass sie selbst anfangen, sich zu beteiligen.

Viele Nachbar:innen haben uns geholfen, die Veranstaltung in unserer Straße aufzubauen: Einige gaben uns Strom für unsere Mini-Hüpfburg, andere halfen bei den Kinderstationen, wieder andere liehen uns Materialien.

Bei den Kinderstationen durften die Kinder ihre eigenen Banner malen. Danach haben wir ihnen gezeigt, wie Erwachsene für ihre Rechte kämpfen: indem sie mit den Füßen stampfen, schreien, was sie wollen, und ihre Transparente zeigen.

„Aber du, du wirst schlauer sein, wenn du erwachsen bist. Denn wenn du nur mit den Füßen stampfst, treffen andere Leute die Entscheidungen. Ihr werdet zur Schule gehen und euch weiterbilden. Ihr werdet in der Lage sein, eure eigenen Entscheidungen zu treffen und selbst zu handeln!“

Das haben wir ihnen gesagt.

Während der Veranstaltung hielten wir fünf Reden:

PR-Verantwortung – wenn alternative Projekte Social Media ablehnen, sind wir raus aus dem Spiel. Das einzige Narrativ, das es dann gibt, ist das Mainstream-Narrativ.

Weirdest Faustian Bargain – wir haben einen sehr merkwürdigen Tausch für unsere modernen Annehmlichkeiten gemacht…

Attrition in der alternativen Kultur – warum gibt es so wenige ältere Menschen in alternativen Projekten?

Facebook-Krise – was die Facebook-Krise offenbart

Mastodon Social Media Network – es ist an der Zeit, zu nicht-kommerziellen, dezentralen Social Media Netzwerken zu wechseln

Kleidertausch

Im Versuch, mehr Männer zur Teilnahme zu bewegen, haben wir unsere attraktivsten Freiwilligen überredet, für das Werbefoto zu modeln… (es hat nicht geklappt ;-))

Die Leute können Kleidung mitbringen, die sie nicht mehr benutzen wollen, die aber sauber und noch brauchbar ist. Du kannst Sachen abgeben, du kannst Sachen mitnehmen. In unserer hyperkonsumistischen Gesellschaft haben wir am Ende einen Haufen Kleidung. Ob wir sie nun spenden oder behalten, am Ende haben wir jedes Mal mehr. Umso wichtiger ist diese sehr beliebte Veranstaltung: Wir brauchen Möglichkeiten zur Wiederverwendung, anstatt immer mehr Sachen zu kaufen. Pizza Lab hat diese Art von Veranstaltungen veranstaltet.

Tag der offenen Kiste

Ab und zu stellen die Leute in unserer Stadt schon Zu-Verschenken-Kisten vor ihrem Haus auf. Aber wir dachten uns: Wenn wir das alles an einem Tag organisieren würden, dann könnten die Leute in unserer Straße spazieren gehen und sich an verschiedenen Orten Dinge aussuchen. Also luden wir die Nachbarschaft mit Flugblättern ein, an einem bestimmten Tag offene Kisten mit Dingen aufzustellen, die noch brauchbar und zu schade zum Wegwerfen sind und die sie gerne an Nachbar:innen verschenken würden. Und so geschah es! Viele Leute kamen, und viele Kisten wurden auf der Straße gesehen.

Wenn du das nachmachst: Vergiss nicht, die Leute auf den Flyern aufzufordern bzw. zu erinnern, die Reste nach dem Tag auch zu entfernen. Alle wollen eine großzügige Nachbarschaft, aber niemand eine vermüllte!